Bergmassiv mit bunten Kreisen im Vordergrund

Zwänge: Wenn Gewohnheiten zum Zwang werden

Zwänge können das Leben erheblich beeinträchtigen. Doch was genau versteht man darunter, und wann wird aus einer harmlosen Gewohnheit ein Zwang?

Was sind Zwänge?

Bei Zwängen unterscheidet man zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Oft treten beide gemeinsam auf und verstärken sich gegenseitig.

Zwangsgedanken

Zwangsgedanken sind Gedanken, die sich immer wieder stereotyp aufdrängen und sich weder stoppen noch abändern lassen. Betroffene haben das Gefühl, diese Gedanken "denken zu müssen", obwohl sie die Irrationalität oft erkennen. Typisch ist der quälende Widerspruch: Man will diese Gedanken eigentlich nicht haben, empfindet sie aber als unausweichlich.

Zwangshandlungen

Zwangshandlungen sind wiederholte Verhaltensweisen, die als unausweichlich erlebt werden. Häufige Beispiele sind:

  • Reinlichkeit: z. B. exzessives Händewaschen.

  • Ordnung: z. B. ständiges Aufräumen.

  • Sauberkeit: z. B. Putzzwang.

Wie Zwänge den Alltag beeinträchtigen

Zwänge beanspruchen oft erhebliche Zeit, teilweise mehrere Stunden am Tag. Eine schwere Zwangserkrankung kann den Alltag immens erschweren und die Lebensqualität stark mindern.

Besonders belastend können aggressive Zwangsgedanken sein, z. B. Gedanken, anderen zu schaden. Mütter leiden oft besonders, wenn sie sich vorstellen, ihren Kindern Schaden zuzufügen, etwa mit einem Messer. Diese Gedanken sind stark schambehaftet, was dazu führt, dass sich viele Betroffene allein und unverstanden fühlen.

Behandlung von Zwängen

Die Behandlung von Zwängen erfordert häufig professionelle Hilfe. Laut der Behandlungsleitlinie der AWMF wird insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) mit Expositionen empfohlen. Bei mittelgradigen bis schweren Symptomen kann eine begleitende medikamentöse Therapie sinnvoll sein.

Expositionen: Konfrontation mit dem Zwang

Expositionen bedeuten, dass sich Betroffene bewusst angstauslösenden Reizen aussetzen, ohne die gewohnten Zwangshandlungen oder -gedanken auszuführen. Dadurch lernen sie, dass die Anspannung nach einem Höhepunkt von selbst abnimmt. Mit der Zeit verlieren die Zwänge ihre Bedrohlichkeit und treten seltener auf.

Hintergründe bearbeiten

Neben der symptomatischen Behandlung ist es wichtig, die zugrundeliegenden Belastungen zu erkennen und zu bearbeiten, die zur Entstehung der Erkrankung beigetragen haben.

Selbsttest: Bin ich betroffen?

Ein erster Schritt kann sein, den anerkannten YBOCS-Selbsttest zur Diagnostik von Zwängen durchzuführen. Dieser Test hilft dabei, die eigene Situation besser einzuschätzen und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.