Welche Therapierichtungen gibt es und welche werden in Deutschland von der Krankenkasse gezahlt?

Welche Therapierichtungen gibt es und welche werden in Deutschland von der Krankenkasse gezahlt?

Wenn du darüber nachdenkst, eine psychotherapeutische Behandlung zu beginnen, hast du sicher viele Fragen: Welche Therapieformen gibt es eigentlich? Welche davon zahlt die Krankenkasse?

In Deutschland gibt es viele Therapierichtungen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen, um psychische Probleme zu behandeln. Doch nur einige dieser Therapien werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. In diesem Artikel erfährst du, welche Therapieschulen es gibt und welche Kosten die Krankenkasse übernimmt.

 

1. Verhaltenstherapie (VT)

Die Verhaltenstherapie ist eine der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Therapieformen. Sie basiert auf der Idee, dass Verhaltensweisen und Denkmuster, die das Leben schwer machen, erlernt wurden und somit auch wieder "verlernt" werden können. Die Therapie konzentriert sich auf aktuelle Probleme und arbeitet daran, problematische Verhaltensweisen zu verändern.

- Was erwartet dich in der Verhaltenstherapie?

Gemeinsam mit deinem Therapeuten identifizierst du ungünstige Gedanken und Verhaltensweisen und entwickelst Strategien, um sie zu verändern. Es geht darum, konkrete Lösungen im Hier und Jetzt zu finden.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Ja, die Verhaltenstherapie ist in Deutschland als Richtlinienverfahren anerkannt und wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)

Diese Therapieform geht auf die Theorien der Psychoanalyse zurück, ist aber kompakter und alltagstauglicher. Der Fokus liegt auf unbewussten Konflikten, die in deiner Vergangenheit entstanden sind und die heute noch für Probleme sorgen.

- Was passiert in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie?

Du setzt dich intensiv mit deiner Vergangenheit auseinander und erfährst, wie alte Konflikte dein heutiges Verhalten beeinflussen. Ziel ist es, diese alten Muster zu erkennen und aufzulösen.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Auch diese Therapieform wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


3. Analytische Psychotherapie (AP)

Die analytische Psychotherapie geht tiefer als die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und erfordert oft eine längere Behandlungszeit. Diese Therapie zielt darauf ab, unbewusste Konflikte aus der Vergangenheit aufzudecken, die dein heutiges Leben beeinflussen.

- Was kannst du in der analytischen Psychotherapie erwarten?

Eine intensive Auseinandersetzung mit deiner Vergangenheit, Träumen und unbewussten Konflikten. Die Therapie geht tief in die Psyche und sucht nach den Wurzeln deiner Probleme.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Ja, die analytische Psychotherapie ist ebenfalls als Richtlinienverfahren anerkannt und wird von den Krankenkassen bezahlt.


4. Systemische Therapie

Die systemische Therapie betrachtet nicht nur dich allein, sondern auch dein Umfeld, wie Familie, Freunde und Kollegen. Der Ansatz: Viele psychische Probleme entstehen durch das Zusammenspiel von dir und deinem sozialen Umfeld.

- Was erwartet dich in der systemischen Therapie?

Hier geht es darum, Beziehungsmuster und Dynamiken zu erkennen, die zu Problemen führen. Gemeinsam mit dem Therapeuten arbeitest du daran, diese Muster zu verändern.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Seit 2020 ist die systemische Therapie offiziell anerkannt und wird von den Krankenkassen übernommen.


5. Humanistische Therapien

Humanistische Therapien, wie die Gesprächspsychotherapie oder Gestalttherapie, basieren auf einem positiven Menschenbild. Sie zielen darauf ab, deine persönliche Entwicklung und Selbstverwirklichung zu fördern.

- Was passiert in humanistischen Therapien?

Es geht darum, dich selbst besser kennenzulernen, deine Bedürfnisse zu erkennen und an deiner Selbstwahrnehmung zu arbeiten. Diese Therapieformen sind sehr persönlich und wachstumsorientiert.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Leider werden humanistische Therapien in Deutschland nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

 

6. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR ist eine spezielle Therapie zur Behandlung von Traumata. Mit gezielten Augenbewegungen hilft sie dabei, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und besser zu integrieren.

- Was erwartet dich bei EMDR?

Während du dich an ein Trauma erinnerst, bewegst du auf Anweisung des Therapeuten deine Augen. Diese Methode hilft, die belastenden Erlebnisse neu zu verarbeiten und emotionalen Stress abzubauen.

- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Ja, EMDR wird bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) von den Krankenkassen finanziert.


Fazit

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von psychotherapeutischen Ansätzen, die dir auf deinem Weg zu einer besseren psychischen Gesundheit helfen können. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie und systemische Therapie. Andere Therapieformen wie humanistische Ansätze werden hingegen nicht finanziert.

Aber egal, wofür du dich entscheidest: Am Ende zählt, dass du dich wohlfühlst und die Unterstützung bekommst, die du brauchst.

Mehr Überlegungen zur Wahl der Therapieform findest du in diesem Artikel:

Welche Therapierichtung ist die Richtige?

 

Zurück zum Blog

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.